21st International Welsh Show

Die Eröffnungsfeier – lasst die Spiele beginnen

Am Freitag, den 19.08.2022 war es endlich soweit! All die Arbeit im Vorfeld sollte nun ihre Früchte tragen. Harald Blümle, Gemma Niehues-Derikartz und Christina Huke eröffneten die Veranstaltung mit Grußworten auf Deutsch, Englisch und Französisch, eingerahmt von Reitern, die die Fahnen der Nationen im Galopp präsentierten. Die Eröffnungsfeier stand im Zeichen der Vielseitigkeit der Rasse Welsh. Zunächst zeigten Anne Woelert und ihre Tochter Sophia in einem Pas de Deux, dass ein Welsh Pony (Ysselvliedts Master Mascarade, Sec. B) auch in Piaffe und Passage einem gestandenen Lusitanohengst in nichts nachstehen muss. Die beiden aktiven Turnierreiterinnen Petra Urban (mit Walking on Sunshine, Pb) und Bernadette Nobis (mit Lagona Cascada, Welsh Cob) demonstrierten, was den Trail in der Working Equitation ausmacht und Gemma Niehues-Derikartz hatte mit ihrer Tochter Felisha ein flottes Spring-Pas de Deux kreuz und quer über den walisischen Drachen einstudiert. Die einmalige Hengst- und Stutenparade unter der Leitung von Claudia Hoffarth sorgte mit Steckenpferden für viele Lacher und die „Reitschule für klassisch barocke Reiterei“ zeigte unter der Leitung v. Anne Woelert mit sechs Ponys die klassische Ausbildung an der Hand, unter dem Sattel und sogar im Damensattel. 

 

Schließlich fuhren die Geschwister Anna und Antonia Brechtken mit ihren Kutschen ein. Antonia mit ihrem C-Zweispänner, den sie bis zur schweren Klasse vorstellt und Anna mit dem Falbhengst Zest MaXterpiece, gezüchtet von Alex Weck, die leider kurz zuvor verstarb und der es nicht mehr vergönnt war, ihren Traum von ihrem „MaX“ auf der International Show selbst mitzuerleben. So trug „MaX“ ein lebensgroßes Portrait seiner Alex mit auf dem Wagen. Nach einer Schweigeminute stimmten Thomas Jones und Sarah Davies ihr zu Ehren „Amazing Grace“ an. Auf diesen bewegenden Abschied folgte die heimliche Nationalhymne Wales‘ „Calon Lân“, bevor die beiden walisischen Sänger „American Pie“ zum Besten gaben und das Publikum zum Mitsingen aufforderten. Mit einem schönen Kutschen-Dressur-Bild endete die Eröffnungsfeier und die internationale Welsh-Familie ließ den Abend gemütlich ausklingen.

 

Der Samstag im Zeichen der großen Zuchtschau

 

Mit ca. 210 Nennungen in der Zucht aus zehn unterschiedlichen Nationen sahen alle dem Samstag mit großen Erwartungen entgegen. Die Richter im Ring für die Sektion A, Mrs Jan Pearce, Glyncoch, GB und Mr Marc Aerts, Voermanhof, B hatten über 70 Ponys zu beurteilen, Mr Meirion Evans, Gwynfaes, GB und Mr Henk v. Dijk, Ruska, NL mussten im Ring der Sektionen C und D sogar aus über 80 Tieren ihre Sieger auswählen. Keine leichten Entscheidungen, waren doch durchweg Ponys von sehr hohem Standard vertreten. Auch Ms Fiona Leadbitter, Thornberry, GB und Mrs Ingrid Delaitre, de l’Aurore, F hatten die Qual der Wahl aus teilweise international hocherfolgreichen Startern ihre Champions für die Sektion B und die Welsh Partbreds zu küren.

 

Begleitet wurde der Tag von Mr Dai Harris, Pennal, GB und Herrn Hermann Schmidt, D, die mit ihrer mehrsprachigen Kommentierung und Moderation die Zuschauer stets auf dem Laufenden hielten. 

 

Die deutschen Teilnehmer schlossen überaus erfolgreich ab und zeigten, dass sich Deutschland auch im internationalen Vergleich auf einem hohen Standard befindet. Überhaupt fiel positiv auf, dass sich fast durchweg Produkte aus der eigenen Zucht für ihre Besitzer verdient machten. Leider würde die Nennung aller deutschen Siege und Platzierungen den Rahmen dieses Artikels sprengen, aber alle Ergebnisse (Zucht und Sport) sind angehängt und wurden bereits während der noch laufenden Veranstaltung direkt über die Homepage des Events von Kay Wassermann online gestellt (Ergebnisse).

 

Den größten Triumph aus deutscher Sicht holte sich Michael Voiß mit seiner selbstgezogenen Welsh Cob Stute „Little Home Mary Poppins“. Zunächst setzte sie sich in einer der größten Klassen des Tages, „4-jährige und ältere Stuten ohne Fohlen und Wallache“, gegen die durchaus bereits starke Konkurrenz durch. Schließlich verwies sie den imposanten Rapphengst „Storhaugs Gwydion“ aus Norwegen sowohl im International Adult Championship Sec. D, als auch im Internationalen Sektionschampionat der Welsh Cobs auf den Reserverang, um sich am Ende lediglich der späteren International Overall Supreme Championesse im International Overall Adult Championship geschlagen geben zu müssen. Anzumerken ist, dass „Mary Poppins“ mit H-S Major Tom als Vater und Deroks Mister Milten als Muttervater auch auf Vorfahren verweisen kann, die ebenfalls in Deutschland gezogen wurden. Als bester Welsh Cob der gesamten Schau wurde ihr außerdem die Ehre zuteil, die „Len Bigley Memorial-Rosette, gestiftet von Ann Bigley vom Llanarth Gestüt, GB, zu tragen. Überreicht wurde diese speziell gefertigte Schleife vom Beauftragten für Zucht, Herrn Christian Blümle.

 

Das Reserve-Championat über alle Sektionen bei der Jugend (International Overall Youngstock Championship) sicherte sich „Ekholt’s Free Golden Lady“ (Sek. B) aus der Zucht und im Besitz von Norbert Büscherhoff, die sich hier nur hinter der späteren Reserve Overall Supreme Championesse einreihen musste. Zuvor trug sie nach dem Klassensieg bereits den Titel „International Youngstock Champion, Sec. B“. Bei den erwachsenen Tieren der Sektion B freute sich Familie Blümle zunächst über den Reserve International Adult Champion, Sec. B mit ihrer selbstgezogenen „Red Flower Ninette of Rose“, bevor die bereits hochprämierte Schimmelstute mit dem Titel Reserve International Champion, Sec. B ihre Erfolgsliste noch erweiterte.

 

International Overall Foal Champion wurde „MBS Casino Royal“ (Sek. D) aus der Zucht und im Besitz von Markus Bauer, Österreich, der das Fohlenchampionat der Sektion D vor „Chery Jason“ der ZG Rosenthal aus Siegen gewann.

 

Und auch bei der Sektion C hatten die Deutschen ihre Eisen im Feuer: Fam. Größchen sicherte sich mit der ebenfalls selbstgezogenen „Three-Stars Parys“ den Internationalen Fohlenchampion der Sektion C. Familie Michael Schmidt entschied zunächst das International Adult Championship der Sek. C mit „FMS Golden C Betty“ vor „Hope Nerys“ (B.: Fam. Größchen, D) für sich und später auch das Internationale Sektionschampionat.

 

Bei den Welsh Partbreds hatte „Candy“ aus deutscher Sicht die Nase vorne. Besitzer Michael Geißler führte die Rappstute v. Nemax x Constantin zum International Reserve Adult Champion und Reserve Champion Partbred.

 

International Overall Supreme Champion wurde die neunjährige B-Stute „Moelgarnedd Rhosyn“, gezogen in GB und in Besitz der Familie M. Hoeke aus den Niederlanden. Der große Siegerpokal überragte ihr Fohlen, welches die typvolle Schimmelstute bei Fuß führte, deutlich und Tochter Isolde und Vater Robert Hoeke lagen sich bei erklingen der niederländischen Nationalhymne weinend in den Armen – ein Sinnbild, dass unsere Welsh Ponys eben eine echte Familienangelegenheit sind. Der International Reserve Overall Supreme Champion-Titel ging ebenfalls an eine Schimmelstute: Auch die erst dreijährige A-Stute „Challenge Cloe“, gezogen und in Besitz von Sjef Versleijen war aus den Niederlanden angereist und überzeugte mit hoher Qualität in Typ und Bewegung.

 

Herzlichen Glückwunsch an alle Sieger und Platzierten auch an dieser Stelle! 

 

So ein Pony, das kann alles – zwei Tage Welsh im sportlichen Wettkampf

 

Die Sportklassen teilten sich in zwei Untergruppen: Ein kleiner Teil, der nach WPCS-Reglement ausgeschrieben worden war und ein etwas größerer, der nach deutschem Regelwerk abgehalten wurde.

 

Im Junior Handling, Altersgruppe Mini, sicherte sich Sophie Greßhöner mit „Kielshoop Rose Mary of Rose“ den Sieg, Henning Vierthaler wurde mit „Bergischland Fluffi“ Dritter bei den älteren Vorführern.

 

Nicole Ottenburger erritt einen zweiten Platz in der Ridden Class der Sektion C mit „FMS Golden C Touch of Fame“ und Claudia Slacik gelang dies in der großen Gruppe der gerittenen Welsh Cobs auf „MBS First Lady“. Nele Hoffarth und „Millstone Valuta“ taten es ihnen bei den Partbreds nach.

 

Das International Reserve Driving Championship ging an Oliver Schevemann und „Springfire’s Young Love Star“, der sich dem späteren International Perfomance Champion Pavel Blazek aus Tschechien und „Trawel Marvel“ geschlagen geben musste. Die nach WBO ausgeschriebenen Prüfungen waren naturgemäß fest in der Hand deutscher Teilnehmer. Doch auch hier fanden sich internationale Gäste im Teilnehmerfeld, waren doch schon im Vorfeld die zusätzlichen Prüfungen sehr positiv aufgenommen worden.

 

Die erst zehnjährige Maren Breistein Bakke aus Norwegen nutzte das breite Angebot und ritt mit der Welsh C-Stute „Jahrs Spotless Beauty“ zu den beiden Junioren-Championatstiteln in der Dressur und im Springen.

 

Das International Welsh Allround Championat sicherte sich mit großem Abstand Bernadette Nobis mit ihrer Welsh Cob-Stute „Lagona Cascada“ vor Laila Niehues mit dem Cob-Wallach „Kayermerdin Little John“, die ihren Platz ebenfalls mit einem beachtlichem Abstand zur Konkurrenz sicherte.

 

Im International Welsh Hunter Championat waren die Abstände deutlich knapper. Hier siegte Lena Rosa Kramm mit „Friedrichshof Hot Twix“ vor Ilka Rosenthal mit „Chery Hazel“.

 

 

Besonders viele Teilnehmer hatte die kombinierte Wertung des International Welsh Dressage Championships, bestehend aus einem Dressurwettbewerb der Kl. A und einer entsprechenden Kür. Die Nase vorn hatten hier Joelle Raab und der Welsh B-Hengst „Llanarth Mayloo“, der aktuell in Dressurprüfungen bis Kl. M auf Kandare vorgestellt wird. Über den Reservetitel freute sich Andrea Harbig mit ihrer Partbred-Stute „Urienne Cookie Dough“.

 

Auch hier können die vollständigen Ergebnisse im Detail auf der Homepage der 21. International Show nachgelesen werden.

 

Ende gut – alles gut

 

Wir möchten uns herzlich bei allen Helfern, Sponsoren, Unterstützern und Heinzelmännchen bedanken, die es möglich gemacht haben, nach 19 Jahren wieder eine Internationale Schau in Deutschland stattfinden zu lassen. 

 

Es war ein Fest! Ein Fest der Welsh Ponys und Cobs und ein Fest für alle, die der Rasse auf irgendeine Weise verbunden sind. Die Stimmung auf dem Internationalen Abend, der traditionellen Party am Samstagabend war bombastisch! Claudia Hoffarth hatte noch einmal alles gegeben und mit einem überaus unterhaltsamen Showprogramm den Abend eingeleitet. So wurde der Grundstein für eine ausgelassene Party gelegt, die erst spät am Abend durch den Besuch der Ordnungshüter beendet wurde! (Wir waren den Anwohnern zu laut…) Tagsüber noch Konkurrenten im Ring, feierten alle Nationen gemeinsam auf Tischen und Stühlen stehend ein wunderschönes Wochenende, ganz im Zeichen der Welsh Ponys und Cobs.

Wir hoffen, dass dieses „Wir-Gefühl“ nicht vergeht und die IG Welsh auch in Zukunft weiter beflügelt. Nur gemeinsam sind wir stark. Missgunst, Neid und Häme sind Tugenden, die wir nicht brauchen. Lasst uns doch auch in Zukunft gegenseitig unterstützen, einfach mal mitanpacken und sich mit anderen zusammen an unseren Ponys erfreuen – dann dauert es vielleicht nicht noch einmal 19 Jahre, bis wir wieder gemeinsam etwas Großes gestemmt bekommen.

 

Text: Christina Huke
Fotos: W. Smeets, V. Hesen, Maid of R Pictures, K. Renders, F. Rosenthal